Mein Prodigy-Konzert
Von Fatboy Slim habe ich ein Interview in Erinnerung, das vor langer Zeit geführt wurde. Der Journalist fragte: „Stimmt es, dass sie den Soundtrack für die Generation X erfunden haben?“ Slim antwortete entwaffnend: „Ich habe nur Musik für Leute gemacht, die dem Rausch verfallen wollten.“
Fatboy Slim habe ich nicht live gesehen. Dafür aber The Prodigy auf dem Festimad-Festival in Madrid.
2005 war das, im Sommer. Die Bühne stand auf einem staubigen, öden Hügel und drohte zeitweise wegen des starken Windes umzufallen. Als die Veranstalter schließlich die Struktur sicherten und die Konzerte tief in der Nacht wieder freigaben, hatten einige randalierende Gruppen aus Wut die Zelte der Sponsoren abgefackelt. Niemand war eingeschritten, die Organisatoren mussten ja die Bühne fixen.
Lange nach Mitternacht kam schließlich Prodigy auf die Rampe. Es war der letzte Act. Alles entlud sich mit einem Schlag, man spürte dass alle Mitglieder der Band genauso genervt waren von dem Warten wie das Publikum. Die vier Briten wandelten diese negative Energie in ein gigantisches Spektakel um. Sie gaben alles. Im Lichte der Schweinwerfer wüteten sie wie entfesselte Raubtiere. Und wir im Publikum rockten mit, umhüllt von einer Wolke aus Staub und Haschischrauch. Zum Ende ihres Auftritts stieg hinter Prodigy, die auf dem staubigen Hügel die letzten Takte runter bretterten, langsam die Sonne auf.
Für The Prodigy trifft wohl mit Blick auf die Eingangsfrage beides zu: Sie haben den Soundtrack für uns Jugendliche der 1990er Jahre aufgelegt und dadurch den Rausch – für viele den ersten – überhaupt möglich gemacht.
An all das musste ich heute denken, als ich vom Tod von Keith Flint las.
RIP, Keith.